Das Institut für Finanzdienstleistungen ZUG (IFZ) hat für das Jahr 2016 den Crowdfinancing Monitor in der Schweiz veröffentlicht. Die Studie zum Download gibt es unter https://blog.hslu.ch/crowdfunding. Betrachtet wurden die in der Schweiz aktiven Plattformen, inkl. länderübergreifenden Plattformen wie Kickstarter, indiegogo und Startnext.
Neu hinzugekommen in der Betrachtung ist in diesem Jahr „Invoice Trading“ mit der Plattform Advanon, bei dem offene Rechnungen von Unternehmen gegen einen Abschlag gekauft werden. Investoren erhalten hier eine Rendite, die sich aus der Differenz zwischen dem Kaufbetrag für die Rechnung und der Summe des offenen Rechnungsbetrages ergibt.
In der Schweiz ist 2008 mit Cashare die erste Crowdlending Plattform online gegangen. 2010 starteten dann, wie auch in Deutschland, die Crowdfunding- und Crowdinvesting-Plattformen.
Die wichtigen Zahlen 2016 in der Übersicht
- 3.098 Projekte
- 128,2 Mio. CHF gesammelt
- Wachstum gegenüber 2015: 362 %
- Unterstützer: über 100.000
- 65,5 % Erfolgsquote beim Crowdfunding
- ca. 50 Plattformen
- 15,5 CHF pro Einwohner
2016 hat das Volumen der online gesammelten Gelder erstmals die Schwelle von 100 Mio. CHF überschritten. Gegenüber 2013 hat sich der Markt damit mehr als verzehnfacht. Seit der Gründung der ersten Plattform wurden in Summe 193,8 Mio. CHF gesammelt. Allein 2016 wurden davon 66% erzielt. Treiber dieser Entwicklung waren 2016 vor allem die Finanzierung von Immobilien und Business-Projekten.
Das Crowdfunding-Volumen ist 2016 in der Schweiz noch einmal um 38% gestiegen. Insgesamt wurden 1.338 Projekte erfolgreich finanziert. Das durchschnittliche Fundingvolumen ist von 11.660 CHF auf 12.672 CHF gestiegen. Das Durchschnitts-Funding eines Unterstützers lag bei 168 CHF (2015: 140 CHF).
Das Crowdinvesting-Volumen für Unternehmen ist, ähnlich wie in Deutschland, in den letzten Jahren stagniert, konnte aber in Summe beachtlich durch die Etablierung von Investing-Plattformen im Bereich der Immobilien-Finanzierung wachsen. Bereits im ersten Jahr konnten in der Schweiz 32,4 Mio. CHF für Immobilien eingesammelt werden. Die Erfolgsquote in diesem Bereich lag bei 96%. Das Durchschnittsvolumen eines Projektes beträgt ca. 2,7 Mio. CHF für Immobilien und 0,5 Mio. CHF für Unternehmen.
Crowdlending konnte am stärksten wachsen mit 600% von 7,9 Mio. CHF auf 55,1 Mio. CHF. Die Anzahl der erfolgreich vermittelten Kredite erhöhte sich von 266 auf 840. Im Durchschnitt hat ein Kreditgeber 18.000 CHF im Bereich Business-Finanzierung investiert. Für Consumer (Privatpersonen) wurden Kredite mit durchschnittlich 4.000 CHF vergeben. Dieser Bereich ist derzeit in der Schweiz noch durch die sogenannte „20-er Regel“ auf eine Maximalanzahl von 20 Investoren eingeschränkt.
Ausblick
Die Macher hinter der Studie gehen von einer anhaltenden beschleunigten Entwicklung auch im Jahr 2017 aus. Das Volumen wird sich demnach auf 300-400 Mio. CHF steigern. Auch soll sich das spenden- bzw. gegenleistungsbasierte Crowdfunding 2017 wieder dynamischer entwickeln als 2016, da vor allem auch bekanntere Non-Profit Organisationen das Instrument für sich nutzen werden. Eine große Veränderung könnte es im Bereich Crowdinvesting und Crowdlending geben. Der Bundesrat hat in der Schweiz eine Änderung des Bankengesetzes und der Bankenverordnung auf den Weg gebracht. Hierbei sollen gesetzliche Hürden für FinTechs gesenkt werden. Gelder können dann statt 7 Tagen über 60 Tage treuhänderisch gehalten werden und die 20-er Regel soll aufgelöst werden.
Quelle: https://blog.hslu.ch/crowdfunding